• Im „Deutschen Wörterbuch“der Gebrüder Grimm (Quelle 1), eines der ältesten im deutschen Sprachraum, ist die Zusammensetzung „Land(s)“ und „gesell“ nicht aufgeführt, dagegen wird der Hauptbestandteil Gesell(e)“ der im Ursprungssinn „der mit im Saal ist“ bedeutet im „Grimmschen Wörterbuch“ ausführlich behandelt:
    GESELLE, m., verkürzt Gesell, mhd. Geselle, für Gselle auch Xelle (MONE anz. 3, 207. ÖHEIM 68, 23) und Xel (HUG Villinger chron. 146) geschrieben, ahd. ka-, gisello, contubernius, sodalis, collega, aus vorauszusetzendem Gasaljo, eigentlich 'Saal-, Hausgenosse', dann Genosse, Gehülfe überhaupt, abgeleitet von Saal, ahd. Sal, altsächs. Seli, vornehmer, geräumiger Wohnraum. (also eine Halle, Saal, Wohnung, Tempel, Kirche). „Das Wort scheint aus höfischen Verhältnissen der alten Zeit entsprossen und von da aus verallgemeinert zu sein; von den germanischen Wanderstämmen ist es auch in die romanischen Sprachen übergegangen:
    prov. Gasalha; altfr. Gazaille; mlat. Gasalia Gemeinschaft, Gesellschaft; port. Agasalhar, Gasalhar; span. Agasajar, Gasajar, freundlich aufnehmen; altport. Agasalhar-se com huma mulher, sich verheiraten; in einer span. Urkunde von 804: feci ibi presuras cum meis Gasalianibus (theilhabern), worin gasalianes nach dem goth. Plural gasaljans geformt sein muss (DIEZ etym. wb.2 1, 205), ferner ein ital. Ghisello, Compagno ebenda. im mnl. entspricht Gheselle KILIAN, nnl. Gezel, mnd. Geselle, Gheselle (SCHILLER-LÜBBEN 2, 78b); Gezeelle (DIEF. 539c); entlehnt schwed. Gesäll, Sälle, litt. Gizélis Handwerksgesell.

    Weil es ein altes Wort ist, hat es demnach viele Bedeutungen erfahren:

    1) Das Haus-, Kriegs- und Reisegefolge der Fürsten und Vornehmen, der Massenîe der Ritterzeit;
    2) Heergeselle, Kriegsgefährte, Kamerad, ahd. Herigesello, Commilito, Contubernalis, mhd. Hergeselle:
    3) Standesgenosse: der Bischolf von Meinze unde der Phalnzgrâve von Rîne…, si sollen dar gebieten ir gesellen
    4) Amtsgenosse: gesell von eim ampt, collega Henisch 1554, gesell in den ampt Teuthonista …
    5) Bundesgenosse (Henisch 1554): deszgleichen solt er (Ariovist) weder jnen noch jren gesellen
    6) gleichberechtigter, gleichstehender Genosse: gesell, compar (Dasypodius E 6c); das regiment;
    7) Theilhaber, Partner, Compagnon, z. b. einer kaufmännischen Handlung, vgl. Gesellschaft 4, g; Gesell ...
    8) Mitglied einer Gesellschaft, z.b. einer Zunft Henisch 1555: es sollen die Gesellen (Zunftgenossen …
    9) Gatte, mhd. êgeselle: einen mantel truoc si zobelîn, bedaht mit einem pfelle, den hêt ir ir geselle verre brâht …
    10) Geliebter, Liebhaber: friunt unt geselle diu sint dîn: sô sî friundîn unde frowe mîn. (Walther v. d. Vogelweide 63, 30);
    11) Freund, dann überhaupt einer mit dem man näheren Umgang und Verkehr hat: ahd. des kesello ne willo ich sîn
    12) in der Anrede wie Freund, lieber ... : mhd. 'ist da? Tôtsünde?' nein, Geselle, nein! Mystiker …
    13) Gefährte, Genosse, Kamerad;
    14) dem Meister untergeordneter Gehülfe;
    15) wie Kerl in seiner allgemeineren Bedeutung, doch mit feinerer Farbe, Mensch, Bursche, Person;
    16) obszön für Penis, wie Kerl Theil 5, 591: mîn geselle. liedersaal 3, 619: jungfrawen an
    17) besondere Beachtung verdient der Ausdruck guter Geselle, im wesentlichen gleich guter Kerl

    So meint der Begriff Gesell also den Tisch-, Trink- und Schlafgenosse, (mit dem man die Kammer teilt), Gefolgschaft, Reise- und Kriegsgefährte bzw. Kamerad (mit dem man Gefahr und den Weg teilt), als ehrende Bezeichnung der Kriegsleute, besonders der Landsknechte (‘guet tapfere’) gesellen’ als auch tüchtiger Kerl, junger Mann, Freund, Kumpan (mit dem man das Brot teilt), im Mittelalter aber auch „mein geselle“ als obzöner Ausdruck für das männliche Geschlechtsorgan (‘min geselle’), dann aber auch dem Meister untergeordneter Gehülfe, Zunftgenosse, Berufsgenosse,Standesgenosse, Partner, Geliebter, Liebhaber, und Brautführer.

    Es gibt nun zahlreiche Zusammensetzungen, z.B.

  • Frischgesell (der junge G., oder: Knecht zum Reinigen von geschmolzenem „Frischeisen“
  • Bursgesell (mit dem man die Börse teilt), daraus Bursche
  • Gutgesell, Liebergesell, Herzgesell
  • Junggesell, Obergesell, Taggesell
  • Hergesell (Kriegsgefährte)
  • Lotzgesell (von lotz „läppisch“)
  • Pfarrge
  • Handwerksgesell
  • Auch ein Anteilseigner an einem Bergwerk nannte sich Gesell (aus dem Begriff Gesellschaft)
  • Quelle 1: Das Deutsche Wörterbuch 1838- 1961, begonnen von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ("Grimmsches Wörterbuch" oder DWB), das umfassendste deutsche Wörterbuch.

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